20.09.2020 – Laut Orts-Chronik fand im April 1870 die Grundsteinlegung für die „Mosaik-Fußboden-Platten- und Thonwaarenfabrik“ der „F. Frings & Cie“ statt, die dann im Sommer des gleichen Jahres die Produktion aufnahm. Dies war die Geburtsstunde des Fliesenwerkes Sinzig, das demnach nun 150-jähriges Bestehen feiert und seit den 1990er Jahren als eine von vier Fertigungs- Stätten vitaler Bestandteil der Deutsche Steinzeug Cremer & Breuer AG ist.

Das über Jahrzehnte historisch gewachsene Fliesenwerk Sinzig (Aufnahme aus dem Jahr 2000) liegt verkehrsgünstig an der B9. – Foto: Deutsche Steinzeug AG

Das Werk im Wandel der Zeit

Die verkehrsgünstige Lage, das große Potenzial an Arbeitskräften und die Nähe zu Tonvorkommen mögen den Unternehmer Ferdinand Frings im Jahr 1870 bewogen haben, 27 Grundstücke mit einer Fläche von rund 30.000 m2 zum Bau einer keramischen Produktionsstätte zu erwerben. Seitdem werden dort entsprechende Erzeugnisse hergestellt wie z.B. farbenprächtig schablonierte Bodenfliesen und schon 1890 lag die Zahl der Mitarbeiter/innen bei rund 400 Personen. Ab der Wende zum 20. Jahrhundert wurden dann auch Mosaike angeboten. Zu Beginn des 1. Weltkriegs waren rund 300 Menschen beschäftigt, die Bodenfliesen und Mosaike herstellten. Nach dem 1. Weltkrieg ging die Nachfrage zurück und andere Arten wie rote Achteckfliesen kamen auf, dazu verstärkt auch geflammte Ware. Der 2. Weltkrieg bedeutete wie für viele andere Einrichtungen eine Zäsur: Die Fabrik wurde zu großen Teilen in Schutt und Asche gelegt. Ende 1945 wurde die Produktion unter provisorischen Umständen erneut aufgenommen: Erst einmal mit dem Brennen von Dachziegeln, ab Mitte 1946 startete dann auch wieder die Fertigung von Bodenfliesen beginnend mit rund 10.000 m2 monatlich. Konform zum Aufschwung der deutschen Industrie folgte dann eine stürmische Aufwärtsentwicklung, die geprägt war vom starken Bedarf an Bodenfliesen und rasanten technischen Fortschritten bis hin zum Höhenflug von Feinsteinzeug, der Ende der 1980er Jahre begann und bis heute anhält – nicht zuletzt durch immer raffiniertere Verfahren wie dem keramischen Digitaldruck. Um einerseits die Popularität von Feinsteinzeug zu nutzen, sich aber andererseits vom Wettbewerb abzugrenzen, setzt das Werk auf Spezialisierung, z.B. in Form besonders robuster, überstarker Bodenfliesen, die sich in Supermärkten, Werkstätten oder anderen hochbeanspruchten Bereichen bewähren. Dieses Segment wurde in der Vergangenheit permanent intensiviert z.B. durch Formate mit Kantenlängen bis zu 90 cm und modernen Designs. Ergänzt wird das Portfolio durch dekorative Feinsteinzeug-Serien für öffentliche und private Bereiche. Ein bedeutendes Differenzierungsmerkmal ist die innovative Technologie „Hytect““, die den Fliesen besondere Charakteristika verleiht. Mechanisierung und Digitalisierung steigerten einerseits die Produktionskapazität auf derzeit rund 4 Millionen m2 / Jahr, andererseits sank dadurch die Zahl der Beschäftigten auf rund 220 Personen (Stand 30.6.2020).

Produktion damals (ca. 1950) – Foto: Deutsche Steinzeug AG

 

Produkte damals: Farbenprächtige schablonierte Bodenfliesen waren in den ersten Jahrzehnten der 150-jährigen Werksgeschichte ein bekanntes Markenzeichen und erfreuten sich im Inund Ausland großer Beliebtheit in Klöstern, Schlössern, Kirchen, Villen und anderen anspruchsvollen Bereichen. – Foto: Deutsche Steinzeug AG, aufgenommen im Heimatmuseum im Schloss Sinzig

Die Basis des Ganzen: Die Menschen

Ungeachtet dessen ist das Werk nach wie vor ein wichtiger Arbeitgeber in der Region, in der man tief verwurzelt ist: Viele Mitarbeiter/innen sind seit mehr als 10 Jahren tätig, in etlichen Fällen bereits in zweiter oder dritter Generation. Umso bedauerlicher ist, dass das Jubiläum von den derzeitigen Corona-Umständen beeinträchtigt wird und Präsenz-Veranstaltungen nicht möglich sind. Daher werden „kontaktlose“ Alternativen praktiziert, um trotz körperlicher Distanz verbunden zu bleiben. Ein exemplarisches Beispiel dafür ist ein knapp dreiminütiger Videoclip, der zu diesem historischen Anlass im August 2020 gedreht wurde und komfortabel abrufbar ist über

https://www.youtube.com/watch?v=NI5oNcRYFzk

bzw.

Produkte heute: Modular kombinierbare, erdig-natürliche Farben und Formate vom 10×10-cm-Mosaik bis hin zu 60×60 und 45×90 cm eröffnen reizvoll-kreative Möglichkeiten für Konzepte, die zeitgemäß und zugleich zeitlos-langlebig sind (hier: Kollektion „Area Pro“). – Foto: Deutsche Steinzeug AG

Trotz der herausfordernden Marktsituation fühlt man sich gut gewappnet für die Zukunft durch die motivierten Mitarbeiter/innen, die erwähnte Spezialisierung auf besondere Produkte und Lösungen sowie bereits erfolgte und geplante Investitionen: Das Werk ist dadurch nur kalendarisch altehrwürdig, aber bezogen auf den Stand der Technik modern und aktuell.

Produktion heute (moderner Brennofen) – Foto: Deutsche Steinzeug AG / Jochen Stüber, Hamburg