Das Sportbad Friedrichshafen ist als Einheit von Farbe, Form und Funktionalität erlebbar. Hier sind große Gesten ebenso wichtig wie kleine Details. Dabei setzten Behnisch Architekten (Stuttgart) die Idee der fließenden Übergänge in einer zweigeschossigen Bade- und Saunalandschaft mit Fliesen der Marken Agrob Buchtal und Jasba um.

Bildquelle: Agrob Buchtal Gmbh / David Matthiessen, Stuttgart
Unweit des Bodensees (oberer Bildrand) erstreckt sich die Badelandschaft auf zwei Ebenen rund um einen mittigen Innenhof.

Nach dem Umzug der Messe zum nahegelegenen Flughafen entstand auf dem alten Messegelände am Riedlepark ein attraktives Sport- und Freizeitareal. Zu dessen vielfältigem Breiten- und Leistungssportangebot gehören etwa eine Tanzschule, eine Karateschule und eine Multifunktionshalle. Letztere dient vor allem als Austragungsort für Sportevents sowie für die Heimspiele des VfB Friedrichshafen in der 1. Volleyball-Bundesliga und der Champions League. Zwischen Einkaufszentrum und Sportareal befindet sich das im Juni 2019 eröffnete Sportbad, das sich als Familien- und Wohlfühlbad versteht, sich aber auch für den Vereins- und Schulsport eignet. Es präsentiert sich als einladender, feingliedrig-eleganter Neubau, der im heterogenen Umfeld als selbstbewusster Mittelpunkt auftritt.

Bildquelle: Agrob Buchtal Gmbh / David Matthiessen, Stuttgart
Die Badelandschaft im Erdgeschoss und der Saunabereich im Obergeschoss (rechts) sind über den begrünten Innenhof miteinander verbunden.

Fließende (Bade-)Landschaft

Durch die umlaufenden Glasfassaden gibt sich das Sportbad Friedrichshafen schon von außen als Badelandschaft zu erkennen, die sich rund um einen mittigen Innenhof entwickelt. Ebenfalls gut ablesbar ist die Aufteilung in einen weitläufigen Badebereich mit Schwimm- und Kinderbecken im Erdgeschoss und ein „intimes“, gut strukturiertes Obergeschoss mit Sauna, Gastronomie und Personalräumen. Die Vorstellung der auf zwei Geschossen fließend ineinander übergehenden Räume findet ihre Entsprechung in einer gleichsam bewegten Architektur. Allein das sorgfältig komponierte Auf und Ab der begrünten Dachflächen mit weit auskragenden Rändern lässt erahnen, wie wichtig den Architekten ein gesamtheitliches Gebäudekonzept war.

Bildquelle: Agrob Buchtal Gmbh / David Matthiessen, Stuttgart
Samtiger Sichtbeton, warme Holzoberflächen sowie fein abgestimmte 5 x 5 cm-Mosaik-Bodenfliesen der Serie „Trias“ von Agrob Buchtal prägen die große Badehalle.

Sportlich frische Badewelt

Prägend für das Erscheinungsbild der Badewelt im Erdgeschoss sind insbesondere der hohe Tageslichtanteil, die räumliche Großzügigkeit und die durchwegs sportlich frische und dennoch unaufdringliche Farbgebung. Die Badegäste sollen sich hier frei und ungezwungen zwischen den offenen Bereichen bewegen können. Wände und Decken erscheinen in samtigem Sichtbeton bzw. mit warmer Holzbekleidung. Sämtliche Schwimmbecken und Beckenumgänge sowie die Böden aller Duschen, Umkleiden und Erschließungsflächen sind mit farblich fein abgestimmten und genau definierten Fliesenbelägen der Marke Agrob Buchtal ausgeführt.

Bildquelle: Agrob Buchtal Gmbh / David Matthiessen, Stuttgart
Selbst Symbole und Beschriftungen (rechts von der Bildmitte) setzen sich aus vielen kleinen Kreisen zusammen. Die Treppe führt elegant von der Badehalle (EG) in den Sauna-Bereich (OG).

Wesentliches Bindeglied für die nahtlosen Übergänge zwischen den einzelnen Badebereichen sind die einheitlich in Zinkgrau gehaltenen Feinsteinzeug-Bodenfliesen der Serie „Trias“. Sie kamen in zwei Formaten zum Einsatz: als filigranes 5 x 5 cm-Mosaik sowie als 30 x 60 cm große Fliesen. Dieses größere Format wurde im freien Verband vor allem in den Umkleiden sowie den Erschließungs- und Ruhezonen verlegt. Das Mosaikformat findet sich rund um die Schwimmbecken, das ebenfalls mit Keramikfliesen der Marke Agrob Buchtal realisiert wurde, und in den Nassbereichen. Zum einen, weil damit die notwendige Rutschhemmungsklasse R11/B zuverlässig erfüllt wird, zum anderen, weil sich Anschlüsse an andere Bauteile wie Abläufe, Säulen, Rinnen etc. oder Entwässerungsflächen mit diesem Kleinformat leichter und ästhetischer realisieren lassen. Darüber hinaus eröffnet das quadratische 5 x 5 cm-Mosaik einen interessanten gestalterischen Dialog mit dem Rundmosaik der Serie „Loop“ und interpretiert so den bekannten Terminus von der „Quadratur des Kreises“ quasi auf architektonische Weise.

Sämtliche Wärmebänke sind nicht zuletzt auch deshalb mit Rundmosaik bekleidet, weil ein spezifischer Vorzug dieses Materials darin besteht, sich richtungslos und homogen wie ein keramischer Maßanzug an geschwungene Baukörper anzuschmiegen.

Der Kreis als durchgängiges Entwurfsprinzip

Die organisch geformten Wärmebänke in Seegrün bieten Sitz- und Liegeplätze zum Entspannen. Zugleich setzen sie angenehme Farbakzente und gliedern auch noch en passant die Badelandschaft. Sie verfügen über Teilflächen mit Rundmosaik mit 1 cm Durchmesser, die über vertikale Flächen dann in Rundmosaik mit 2 cm Durchmesser übergehen. Die horizontalen Flächen der Wärmebänke wurden in trittsicherer Version R11/B ausgeführt, weil nicht auszuschließen ist, dass diese von jungen Badegästen auch begangen werden. Rundmosaik der Serie Loop schmückt außerdem Wände und Boden des Kinderbeckens. Um den Kleinen dort die nach einer Seite zunehmende Wassertiefe intuitiv zu vermitteln, weist der Boden auf 3 Metern Länge einen gleichmäßigen Farbverlauf von Aquablau hell zu Aquablau auf.

Die Architekten entschieden sich hier nicht nur deshalb für Rundmosaik, weil sich dieses Material wie erwähnt besonders zur Bekleidung geschwungener Baukörper eignet, sondern auch weil Kreise im Gebäudekonzept der sanften Übergänge eine tragende Rolle spielen. Als wiederkehrendes Gestaltungselement prägen sie wesentlich das generelle Erscheinungsbild des Sportbads: Neben runden Säulen, Oberlichtern und Leuchten gibt es auch Akustikdecken mit runder Lochung. Selbst die Wandbeschriftungen und die aus Sichtschutzgründen mit Siebdruck versehenen Fensterscheiben greifen die geometrische Form des Kreises konsequent auf.

Bildquelle: Agrob Buchtal Gmbh / David Matthiessen, Stuttgart
Auch die Obergeschoss-Bodenfläche ist mit Serie „Trias“gestaltet, wobei rhythmisch verlegtes Format 30 x 60 cm und filigranes 5x5cm-Mosaik einen reizvollen Dialog eröffnen.

Geborgenheit und Intimität im Saunabereich

In Bezug auf Formate und Einsatzorte kam die Bodenfliese „Trias“ im Saunabereich des Obergeschosses identisch zum Einsatz wie in der Badelandschaft im Erdgeschoss. Einziger Unterschied ist der etwas dunklere Farbton Eisenerz, der zusammen mit dem allgemein etwas wärmeren und erdigeren Farbenkanon eine geborgene Raumatmosphäre schafft.

Mit großer Liebe zum Detail komponierten die Architekten die Erlebnisduschen: Sie wurden ebenfalls mit Rundmosaik (2 cm Durchmesser) der Serie „Loop“ ausgeführt. Allerdings konzipierte und fertigte Agrob Buchtal in Abstimmung mit Behnisch-Architekten eigens für dieses Projekt einen Farbverlauf von Korallenrot über Bronze-Metallic zu Dunkelviolett. Diese differenzierte Dramaturgie vermittelt nicht nur den ästhetischen Genuss eines minimalistischen Konzept-Kunstwerks, sondern sorgt zugleich für den subtil erlebbaren, von den geschwungenen Wänden unterstützten sanften Übergang zwischen heißen Saunen und erfrischenden Duschen.

Bildquelle: Agrob Buchtal Gmbh / David Matthiessen, Stuttgart
Verkehrsflächen und Umkleiden sind ausgeführt mit Bodenfliesen im Ton Zinkgrau (Serie „Trias“) als neutrale Basis für die farblich expressiven Trennwände (links) und Schränke (rechts).

Bildquelle: Agrob Buchtal Gmbh / David Matthiessen, Stuttgart
Die Fußwaschbecken-Zone besticht mit edler Materialkomposition. Auf den Bodenfliesen (Serie „Trias“, Farbe Eisenerz) wirft der Fenstersichtschutz raffiniert Schatten in omnipräsenter Kreisform.

Eine andere, ebenfalls unverwechselbare Farbwelt bietet das Seedampfbad. Hier wurde quadratisches 2 x 2-cm-Mosaik der Serie „Amano“ der Marke Jasba eingesetzt. Mit den Farbtönen Anthrazit und Pur blau sowie aquarellartigen, glänzenden Oberflächen nimmt dieser keramische Wandbelag atmosphärisch Bezug auf die Unterwasserwelt des nahen Bodensees.

Bildquelle: Agrob Buchtal Gmbh / David Matthiessen, Stuttgart
Kreise sind ein konzeptionell elementares und wiederkehrendes Element: Sie finden sich in den Oberlichtern ebenso wieder wie in den seegrünen Wärmebänken (Bildmitte) mit Rundmosaik …

Farbe, Form und Funktion als Einheit

Bildquelle: Agrob Buchtal Gmbh / David Matthiessen, Stuttgart
… der Serie „Loop“ von Agrob Buchtal, das mit verschiedenen Farben und Formaten (1 cm bzw. 2 cm Durchmesser) auch im Kleinkindbecken dezent-lebendige Akzente setzt.

Das Sportbad Friedrichshafen ist ein exemplarisches Beispiel dafür, wie stark die emotionale Wirkung von keramischen Wand- und Bodenfliesen sein kann. Die große Vielfalt an Farben, Formen und Formaten ist bei diesem Projekt nie Selbstzweck, sondern stets Teil einer sinnlichen ganzheitlichen Gesamtkomposition. Diese lebt nicht zuletzt von Details, die zunächst kaum auffallen wie beispielsweise die aus Bodenfliesen der Serie Trias von Agrob Buchtal hergestellten Schriftplatten, die an den Beckenrändern die Wassertiefe anzeigen. Anstatt übliche Edelstahltafeln von der Stange einzusetzen, hatten die Architekten im Sinne eines homogenen Erscheinungsbilds den Wunsch, dafür Fliesen unterschiedlicher Farben zu verwenden. Nach dem Ausschneiden der Ziffern via Wasserstrahltechnik wurden die Teile wieder zusammengesetzt, verfugt und als „keramische Intarsien“ mit lässiger Selbstverständlichkeit integriert – einer von vielen Belegen für die gelungene Symbiose aus unaufdringlicher Kreativität und architektonischer Stringenz. Das Ganze ist hier mehr als die Summe der Teile und macht das Sportbad Friedrichshafen zu einem Vorbild für unprätentiöse, aber zugleich einprägsame Baukunst.

Weitere Informationen:

www.agrob-buchtal.de / www.jasba.de
www.behnisch.com

 

Bildquelle: Agrob Buchtal Gmbh / David Matthiessen, Stuttgart

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Im Restaurant harmonieren ebenfalls Bodenfliesen der Serie „Trias“ perfekt mit Holzdecke und angrenzender Terrasse. Leuchten und Stühle bringen fein dosiert Farbe ins Spiel.