Aufgrund der Abhängigkeit der deutschen Wirtschaft von Gaslieferungen aus Russland, die nunmehr praktisch eingestellt wurden, hat sich die Energiekrise seit Herbst 2021 erheblich verschärft. Dies gilt insbesondere auch für die deutsche Fliesenindustrie, die auf Gaslieferungen angewiesen ist. Ein sogenannter „Fuel Switch“ ist für die keramische Industrie nicht möglich, da die Öfen in den heimischen Werken auf die Verbrennung von umweltfreundlicherem Erdgas ausgelegt sind.

Foto: Deutsche Steinzeug/Agrob Buchtal

Die Energiepreise für Strom und Gas sind in den letzten Monaten weiter rasant gestiegen und haben sich gegenüber dem Vorjahr gut verzehnfacht, in der Spitze teilweise sogar verfünfzehnfacht. Industriekunden der energieintensiven Branchen stellt dies vor extreme Herausforderungen, insbesondere dann, wenn sie im internationalen Wettbewerb bestehen müssen. Sie müssen, wie die deutsche Fliesenindustrie, die erheblichen Zusatzkosten schultern und an den Markt weiterreichen, in dem ausländische Mitbewerber tätig sind, die deutlich niedrigere Energiekosten haben, sei es aufgrund günstiger Einkaufspreise oder aufgrund staatlicher Unterstützung.

Das Energiekostendämpfungsprogramm der Bundesregierung ist ein willkommener erster Schritt, die deutsche Industrie zu entlasten. Das Programm fängt jedoch nur für einen sehr kleinen Teil der hohen Mehrkosten auf und reicht bei weitem nicht an die teilwiese sehr großzügigen Unterstützungsmaßnahmen heran, die zum Beispiel die Fliesenindustrie in anderen Ländern erhält.

Daher war es richtig und konsequent, dass die Bundesregierung die Gasumlage kassiert hat, um nicht neben den hohen Energiepreisen zusätzliche Belastungen zu schaffen, die zu weiteren Wettbewerbsverzerrungen geführt hätten.

Zudem begrüßen die Mitgliedsunternehmen des Bundesverbands die aktuellen Pläne der Bundesregierung, weitere Kostenentlastungen im Energiebereich zu schaffen (Abwehrschirm und Gaspreisdeckel). Wir sind darauf angewiesen und hoffen auf zielgenaue Instrumente und Maßnahmen, die unsere handelsintensive Industrie spürbar entlastet und die bestehenden Ungleichheiten im Wettbewerb zumindest teilweise ausgleichen kann. Ein angemessener Gaspreisdeckel wäre aus unserer Sicht ein guter Weg.